Jörg Schaller

Born in 1968 in Hof an der Saale, Germany
Lives and works in Berlin

SPOTLIGHT
presented by KLEINERVONWIESE
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Jörg Schaller - Wasserwerk Köpenick, aus "Breathing Water“ #2 / 1990, Fine Art Print auf Baryt 50x60 cm (1/5 + 2AP)

Jörg Schaller - Wasserwerk Köpenick, aus "Breathing Water“ #3 / 1990, Fine Art Print auf Baryt 50x60 cm (1/5 + 2AP)

 

“…Immer schon hat die Kunst - und damit auch die Fotografie - neben allem anderen, der Imagination und dem Gedächtnis auf die Sprünge geholfen. Sie zeigt, was es nicht gibt, nicht gab, vielleicht nie geben wird, und zugleich dient und diente sie zur Bestandsaufnahme, Vergegenwärtigung und Bewusstwerdung dessen, was sonst unbeachtet ins Verschwinden oder in die Verdrängung entgleitet. Jörg Schallers emblematische Fotos, seiner Anlagen, Kraftwerke, Krematorien und Maschinen aus Zeiten der ehemaligen DDR öffnen Blicke in Zeitenschichten, die gerade wegen der Abkunft der Apparaturen aus der Vergangenheit Vorstellungen über die Zukunft evozieren: natürlich wird dereinst auch die heutige Zukunft einer noch ferneren Zeit weichen müssen.

Mit ruhigem und zugleich liebevollem Blick begegnet Jörg Schaller diesen Objekten, gibt ihnen ihre Würde und ihre Geschichte (zurück). Sein Medium, die Fotografie, korrespondiert dabei präzise mit dieser geschichteten, zeitoffenen Erinnerungsarbeit. Fotografien sind Fragment und memento mori. Immer sind es Bruchstücke der Welt, Überbleibsel und Reliquien. Als Wiedergänger von etwas, das nicht mehr existiert, bewahren sie gerade dieses Etwas und verknüpfen es neu mit uns und der Welt. Fotografie ist Spur einer Abwesenheit, zugleich aber gibt sie Präsenz, beglaubigt Existenz: Die Vergangenheit, das präsente Jetzt und damit auch ein Danach. Bruch und Kontinuität sind in komplexer Weise miteinander verwoben. Fotografien bringen uns mit einem Verschwundenen in Kontakt. Aber indem wir es sehen, dringt das Verschwundene wieder in unsere Gegenwart ein. In der Fotografie wird die Vergangenheit zu einem imaginären Besitz, zugleich ist sie Hilfsmittel im Versuch, die unsichere, die sich stets verändernde Welt zu begreifen. Fotografieren heißt teilzunehmen an der Verletzlichkeit, Wandelbarkeit, Flüchtigkeit der Dinge und Erscheinungen. Gerade dadurch, dass die Fotografie, ein Objekt, einen Moment herausgreift und stillstellt, bezeugt sie den Fluss der Zeit. Die leise Melancholie, die oft das Anschauen von Fotos begleitet, hat wohl in dieser Vergänglichkeit ihren Grund.

Jörg Schallers Fotos sind, mit einem Begriff Walter Benjamins Denkbilder, die eine anschauliche Erkenntnis herstellen und austragen. In ihrer Betrachtung verbinden, berühren sich Poesis und Reflexion und fallen doch nicht in eins.  Und jedes Foto wird zur Passage, neben seiner Präsenz und unangreifbaren Schönheit ist es auch Mahnung gegen das Draußen des Vergessens.   …”

Auszüge aus einem Text über Jörg Schallers „Maschinenporträts“ von Dr. Dorothée Bauerle-Willert www.kleinervonwiese.com

 
ELYSIUM Group Exhibition @ POSITIONS Berlin Art Fair 2020, Jörg Schaller, W81 Maschinenportraits, 2020

ELYSIUM Group Exhibition @ POSITIONS Berlin Art Fair 2020, Jörg Schaller, W81 Maschinenportraits, 2020